Auf geht’s nach Vietnam

Es ist so weit. Ich habe nicht erwartet, dass es so spät aber auch nicht so früh passieren würde. Ich gehe für mehrere Monate nach Vietnam, um dort zu leben, die Kultur kennenzulernen und nach Möglichkeit eine Stelle in meinem Fachgebiet zu bekommen. So sah der letzte Monat aus:

Entscheidung

Mein Wunsch, nach Vietnam zu gehen, begann bereits 2019. Nach meiner Rückkehr aus Japan war ich etwas enttäuscht, dass ich weniger über ein Herkunftsland wusste, als über Japan … oder vergleichsweise einen Touristen der gerade eifrig seine Erfahrung über Vietnam berichtet. Ich hatte daher geplant, Vietnam nach Abschluss meines Studiums zu besuchen, allerdings kam es Anfang Dezember zu einer unerwarteten Wendung. Unsere Japanischlehrerin fragte, ob jemand an einem zweiwöchigen Kulturaustauschprogramm mit der Yamanashi-Universität in Japan teilnehmen wolle, welches mit einem Stipendium verbunden ist und daher nur die Flugkosten anfallen würden. Das Bewerbungsverfahren war nur ein einfacher Google-Formular-Fragebogen, und tatsächlich wurde ich am 27. Dezember für das Programm zugelassen, welches bereits am 14. Februar beginnen sollte. Um ehrlich zu sein, hatte ich nicht damit überhaupt nicht gerechnet. Ich habe noch herumgewitzelt, dass wenn ich schon in Japan sein sollte, ich das ja auch gleich mit Vietnam verbinden könnte, wenn ich denn schonmal in Asien bin? Tja und nun stand ich tatsächlich vor der Entscheidung

Dezember 2022: Vorbereitung & Checkliste

Zunächst war ich hin- und hergerissen, ob ich eine spontane Reise nach Vietnam wirklich unternehmen sollte. Da der Termin zwischen Weihnachten und Neujahr lag, waren viele Ämter geschlossen, was mich mit zahlreichen Fragen zurückließ. Wie würde ich mit meinem Zimmer in der aktuellen WG umgehen? Könnte ich meine Diplomarbeit im Ausland fortsetzen? Welche bürokratischen Abläufe musste ich als deutscher Staatsbürger beachten? Die Fragen haben mich zugegebenermaßen etwas überfordert und ich hatte tatsächlich etwas Angst vor dem Unbekannten gehabt.Die ersten Tage verbrachte ich mit unruhigem Schlaf, während ich mit meiner anstehenden Entscheidung zu kämpfen hatte. Am Ende habe ich mich dafür entschieden und musste einige Sachen erledigen, die ich in diesem Blog Eintrag zusammengefasst habe 🙂

Meine Checklist:

  • Studienbezogene Angelegenheiten
    • Immatrikuliert bleiben
    • Zugriff auf Rechenleistung
    • Abschussarbeit schreiben und dafür notwendige Office Anwendungen parat haben
    • VPN nach Deutschland
  • Angelegenheiten rund um die Gesundheit
    • Zahnarzt
    • Reiseversicherung
    • Reisemedikamente
    • Impfung
  • Reisebezogene Angelegenheiten
    • Visa
    • internationaler Führerschein
  • Aktuelles Leben
    • Werkstudententätigkeit aufgeben
    • Zwischenmieter finden

Studienbezogene Angelegenheiten

Die größte Sorge, die ich hatte, war, ob ich während des Auslandsaufenthalts als Studentin an der TU Dresden immatrikuliert bleiben könnte. Stellt sich heraus, das ist absolut kein Hindernis. Auch mein Betreuer unterstützte meine Pläne, meine Diplomarbeit im Ausland zu schreiben, und hatte keine Einwände, da heutzutage sowieso alles remote Ferne erledigt werden kann. Ich musste nur meine Experimente vor der Reise abschließen und die Ergebnisse auf einer Festplatte, einem USB-Stick und in der Cloud speichern. Die Integration von Zotero und Libre Office auf meinem Manjaro-Laptop war ein Kinderspiel, und ich konnte meinen OneDrive-Ordner problemlos synchronisieren. Ich hatte sogar VPN-Zugriff auf das Netzwerk meiner Eltern, wo ich meinen Computer über Wake on LAN und TeamViewer hinterlassen habe. Auf Papier kann ich also erstmal aus der Ferne arbeiten, als wäre ich zu Hause.

Angelegenheiten rund um die Gesundheit

Ich muss gestehen, ich schon seit einiger Zeit nicht mehr beim Zahnarzt gewesen, also vereinbarte ich gleich zu Beginn des neuen Jahres einen Termin. Interessanterweise hatte ich nach fünf Jahren, in denen ich Zahnarztbesuche vernachlässigt hatte, nur kleinere Probleme. Als Nächstes stand auf meiner To-Do-Liste die Impfung für Asien. Mein Arzt empfahl mir, mich gegen Japanische Enzephalitis, Tollwut und möglicherweise auch gegen Grippe impfen zu lassen. Die beiden erstgenannten Impfungen waren teuer: Sie kosteten 100 und 75 Euro pro Dosis und erforderten jeweils zwei bis drei Injektionen. Das größte Problem war jedoch, dass die Injektionen in einem gewissen zeitlichen Abstand verabreicht werden sollten, aber Zeit war in meinem Fall ein kritischer Faktor. Letztendlich haben wir es geschafft, und ich wurde weder von den vielen Spritzen krank, noch bekam ich Ultra-Instinkte. Diese Impfungen werden von den Krankenkassen empfohlen und deren Kosten werden auch übernommen. Ich musste nur die Rechnung im Voraus bezahlen und ihnen die Quittung schicken, um die Kosten zu erstatten.

Was die Krankenversicherung allgemein anbelangt, so zahle ich derzeit etwa 120 Euro pro Monat, deckt allerdings keine Vorfälle im Ausland ab. Deshalb musste ich eine zusätzliche Auslandsversicherung abschließen. Ein Vertreter sagte mir, wenn ich nachweisen könnte, dass ich im Ausland war, könnten sie mir die Kosten für die Inlandsversicherung erlassen. Solange ich jedoch immatrikuliert war, war ich verpflichtet, über die Inlandsversicherung versichert zu sein, die nur am Ende eines jeden Semesters endet. Klingt kompliziert und ich tappe immer noch etwas im Dunkeln, aber im Grunde genommen könnte ich, sobald ich meine Abschlussarbeit beendet habe, eine vorzeitige Beendigung meiner Immatrikulation beantragen, die mich dann von der Verpflichtung befreit, im Inland versichert zu sein. Während ich im Ausland bin, könnte ich dann über eine Versicherung für Auslandsreisende versichert sein. Ich habe mich für die Young-Travellers-Versicherung entschieden, da ich dort bis zu zwei Jahre versichert sein kann und sie im Internet ganzg gute Bewertungen erhielt.

Was die Reisemedizin angeht, so schenke ich ihr normalerweise nicht allzu viel Beachtung. Aber da ich jetzt älter werde, mehr und mehr kluge Menschen mir auch einreden, ich solle mich sorgen und um mich herum Freunde manchmal sogar drei mal im Jahr einer Lebensmittelvergiftung wiederfahren, scheint die Gefahr vor Problemen direkt um der Ecke zu sein. In meinem Gepäck habe ich daher zwei Arten von Medikamenten gegen Durchfall, Mittel gegen Lebensmittelvergiftungen, Sonnencreme (2L), Insektenspray, Elektrolyte und Nahrungsergänzungsmittel.

Reisebezogene Angelegenheiten

Als deutscher Staatsbürger ist es relativ einfach, nach Japan zu reisen, da ich ohne Visum für bis zu 90 Tage einreisen darf. Die Einreise nach Vietnam ist jedoch etwas komplizierter. Glücklicherweise habe ich vietnamesische Wurzeln, so dass ich eine Visumbefreiung beantragen konnte. Diese lässt es zu, dass ich mich in Vietnam bis zu 180 Tage lang ohne Visum aufhalten darf. Um diese Befreiung zu erhalten, musste ich die vietnamesische Botschaft in Berlin aufsuchen. Die vietnamesische Botschaft als Repräsentant des Landes war genau so, wie ich mir Vietnam vorgestellt hätte. Ein kleiner, minimalistisch eingerichteter Raum mit drei Schaltern, einem Ticketsystem und einem kleinen Fernseher, der die nächste Nummer aufzeigt. Antragsteller würden dann ein nummeriertes Ticket ziehen und dann an den SChalter treten, sobald ihre Nummer auf dem Display angezeigt werden würde – so besagt zumindest ein Hinweisschild. Praktisch standen allerdings alle (vietnamesischen) Antragssteller einfach vor dem SChalter in einer Schlange. Die Sachbearbeiter schienen sich auch keine Mühe gemacht zu haben, die Nummer hochzählen zu lassen oder gar die Ticketnummer zu prüfen.

Sich in der deutschen Bürokratie zurechtzufinden, kann sehr mühsam sein, und die Beantragung eines internationalen Führerscheins war keine Ausnahme. Um ihn zu bekommen, musste ich einen Monat im Voraus einen Termin vereinbaren. Die Terminvergabe ist dank der Online-Anwendung recht einfach gestatltet. Der Haken an der Sache ist jedoch, dass die Behörden eine Bestätigungs-E-Mail schicken, die eine zusätzliche Bestätigung erfordert, um den Termin zu akzeptieren.Macht prinzipiell Sinn, habe ich leider aber übersehen und erst vier Tage vor dem geplanten Termin bemerkt. Zum Glück konnte ich nach einigem Bitten einen Termin erhalten, aber ich wurde darauf Aufmerksam gemacht, dass es nichts gebracht hätte, einfach ohne Termin zu erscheinen. Letztendlich dauerte der Vorgang nur 15 Minuten. Relativ zügig also, aber essentiell, wenn man im Ausland den internationalen Führerschein nutzen möchte, da man seinen Führerschein nur in der Stadt übersetzen lassen kann, in der man mit ständigem Wohnsitz gemeldet ist. Im Ausland das machen zu lassen wäre wohl um ein vielfaches lästiger gewesen.

Current Life

In Deutschland habe ich als Werkstudent gearbeitet. Obwohl Homeoffice recht selbstverständlich war, ist es nicht so einfach, wenn man vorübergehend für längere Zeit im Ausland leben möchte, weshalb ich erst einmal meinen Job kündigen und entsprechende Urlaubstage nehmen musste. Es gibt noch eine andere Sache, die ich aufgeben wollte – mein Zimmer in der WG. Kein Wohnsitz in Deutschland zu haben, bringt jedoch viele subtile Implikationen mit sich und ist keine Entscheidung, die man leichtfertig treffen sollte. Nachdem ich meine derzeitigen Mitbewohner gefragt hatte, ob das in Ordnung wäre, entschied ich mich also dafür, jemanden zu finden, der mein Zimmer während meiner Abwesenheit übernehmen könnte, um nicht zwei Wohnungen mit meinem bereits eingeschränktem Budget bezahlen zu müssen.

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